Ein Gespräch mit Juniorprofessor Benjamin Beil zur gamescom
Köln darf wieder zocken! Vom 18. bis 21. August 2016 findet in Köln die gamescom statt. Auch Privatbesucher sind auf der – übrigens weltgrößten – Spielemesse willkommen. Über 800 Aussteller aus der ganzen Welt werden erwartet! Neben der Spielepräsentation gibt es ein riesiges Begleitprogramm, das nach Aussagen der Veranstalter, die gamescom zu einem echten „Event-Erlebnis“ machen soll.
Benjamin Beil, Juniorprofessor am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln, besucht ebenfalls die gamescom. Er spricht über den gamescom congress und wofür Spiele eigentlich gut sind…
Über die gamescom, Spiele an der Uni und Schwiegermütter mit Smartphone
VisitKoeln: Herr Professor Beil, Ihr Tipp für die gamescom?
Benjamin Beil: Ich besuche in der Regel den gamescom congress. Das ist eine an die gamescom angeschlossene Plattform für Akademiker, aber auch für Leute aus dem Marketing und aus Bildungskontexten, also breitgestreut und als Plattform für Vernetzung gedacht. Das Gute in Köln ist, dass es eine riesige Bandbreite gibt. Allein an der gamescom hängen viele kleinere und größere Veranstaltungen. Das funktioniert bei einem so großen Standort wie Köln relativ unproblematisch, weil durch die großen Kongresse alles gebündelt werden kann.
VisitKoeln: Sie sind Juniorprofessor am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Warum wird an der Uni gespielt?
Benjamin Beil: Es wird an der Uni gespielt oder über Spiele diskutiert und geforscht, um dieses komplexe Medium in unseren Alltag einzuordnen. Welche Wechselwirkungen mit anderen Medien gibt es? Warum spielen immer mehr Menschen? Es scheint, dass es eine neue spielerische Kultur gibt. Insofern spielen wir an der Uni, aber nicht so wie manche Leute denken.
VisitKoeln: Anfangs gab es einen regelrechten Hype um diese noch sehr junge Disziplin…
Benjamin Beil: Ein Hype kann positiv und negativ geprägt sein. Bis vor einigen Jahren war die Killerspiel-Debatte beherrschend. Jetzt haben wir einen Umschwung: Wir lesen wie klug Computerspiele machen, wie sportlich man wird… Eine Kurve, die scheinbar ständig in Extreme umschlägt – aber letztlich nicht ungewöhnlich ist für den Umgang mit neuen Medien.
VisitKoeln: Köln darf sich seit 2015 digitale Hauptstadt nennen. Spielt die Digitalisierung einer Stadt für Ihre Forschung eine Rolle?
Benjamin Beil: Es spielt eine Rolle, weil Computerspiele natürlich sehr stark mit dieser Debatte verknüpft sind. Ich finde interessant, dass eigentlich noch niemand so genau weiß, was eine digitale Stadt überhaupt sein soll… Das Spannende ist, wie auch bei Computerspielen, dass es nicht darum geht, alles zu digitalisieren, sondern Lösungen zu finden, wo digitale Angebote die klassischen unterstützen. Auch bei Computerspielen geht es nicht nur um virtuelle Welten, sondern genauso um nicht-virtuelle Gaming-Kulturen, um soziale Gemeinschaften, die sich aus einem gemeinsamen Interesse für Spiele entwickeln.
VisitKoeln: Profitieren Sie davon, dass Köln hier weiter ist als andere Städte?
Benjamin Beil: Ich profitiere insofern, dass das Thema immer mehr in den Fokus gerät. Dass eine kleine Facette davon auch der Games-Standort Köln ist.
VisitKoeln: Zum Beispiel …
Benjamin Beil: Das Stichwort Gamification. Da geht es um die Anwendung spielerischer Strukturen im nicht spielerischen Kontext. Fitness-Armbänder zum Beispiel: Da messe ich meine sportliche Aktivität, das Ganze wird in eine Datenbank übersetzt, es werden Punkte vergeben, ein Wettbewerbskontext hergestellt. Es gibt also Schnittstellen, die zu spielerischen Kulturen führen.
VisitKoeln: Kann man sagen, dass wir alle sensibler / offener werden für das Format „Games“ bzw. für die Forschungsinhalte der Games Studies?
Benjamin Beil: Die Gewöhnung an diese Techniken spielte eine Rolle. Auch meine Schwiegermutter besitzt ein Smartphone. Das ist alles völlig normal. Und auf diesen Geräten kann man eben auch zufälligerweise spielen. Und solche Mini-Games sind eine wunderbare Art sich mit Spielen und der Technik vertraut zu machen und so die Scheu vor technischen komplexen Geräten zu verlieren. Eine Terminplanungssoftware oder ein E-Mail-Programm ist – je nachdem wie man sozialisiert wird – erst einmal abschreckend aber bei Spielen hat man sofort einen Zugang zu dem Gerät. Spiele können also ein entspannter Einstieg sein für den Umgang mit neuen technischen Geräten.
Alle Informationen zur gamescom findet ihr hier: www.gamescom.de
Jenseits der gamescom
Lohnt sich die gamescom für Gelegenheitsspieler? Und was für Alternativen gibt es zu den überfüllten Messehallen?
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