Macht auf der Bühne Licht!
Für Musikfans gibt es wenig Schöneres auf der Welt als ein gelungenes Livekonzert zu erleben. Köln bietet hierfür eine große Auswahl an Konzertlocations, vom winzigsten Liveclub bis zu den großen Hallen wie dem E-Werk in Deutz oder der Live Music Hall in Ehrenfeld.
Ich möchte euch hier fünf magische Kölner Konzertlocations vorzustellen, die ich auch privat immer empfehle. Entweder weil mich diese Orte schon lange begleiten, ich sie als besonders gute Gastgeber erlebt habe oder weil sie ich einfach für unersetzbar für das popkulturelle Leben in Köln halte.
Viel Vergnügen – wir sehen uns vor der Bühne!
Kulturkirche Köln – Die Sympathische
Mitten im beschaulichen Nippes liegt eine der ungewöhnlichsten Konzertlocations ganz Kölns. Nämlich die wunderschöne, 1889 im neogotischen Stil erbaute Lutherkirche in der nach wie vor an jedem Sonntag ein evangelischer Gottesdienst und überhaupt ein quirliges Gemeindeleben stattfinden.
Die Kulturkirche als Veranstaltungsort existiert seit 2002 und hat Pfarrer Thomas Diederichs zu einem echten Veranstalter werden lassen, der es sich nicht nehmen lässt, jede Band auf seiner Bühne so sympathisch wie knackig-kurz anzusagen. Bei der Durchführung der Autorenlesungen, Kabarettabenden und Konzerten, die hier jeden Monat stattfinden, kann sich Diederichs auf die Mithilfe seiner Gemeinde verlassen, die sich dabei als perfekte Gastgeber präsentiert und hinter gleich zwei Theken in den Seitenschiffen engagiert Kölsch ausschenkt. Es fühlt sich zwar vielleicht erst einmal ein bisschen seltsam an, mit einem Bier in der Hand in einer Kirche zu stehen, aber hier ist das ausdrücklich erlaubt und erwünscht.
Eine fest installierte, topmoderne Soundanlage sorgt für den guten Klang in einem für Tontechniker dennoch nicht immer ganz einfach beherrschbaren Raum. Ein kleine Manko, das die im Schein der Lichtanlage nochmal beeindruckendere Architektur aber locker wettmacht. Aber letztendlich muss sich auch die Kulturkirche wie jede andere Konzertlocation an ihrem Booking messen lassen. Und hier gelingt es den Machern regelmäßig neben deutschen Künstlern auch internationale Größen – gerne etwas abseits des Mainstreams – zu sich zu holen. Die Auftritte der EDITORS, WILLIAM FITZSIMMONS oder PATRICK WOLF haben nicht zu Unrecht Legendenstatus. Selten erlebt man das ja durchaus etwas verwöhnte Kölner Publikum euphorischer und aufgeschlossener als bei Konzerten in der Kulturkirche. Hier ist ein guter Geist unmittelbar spürbar. Ausdrücklich für Angehörige aller Religionen und für die Atheisten und Agnostiker selbstverständlich auch.
Kulturkirche Köln
Siebachstr. 85, 50733 Köln
www.kulturkirche-koeln.de
Gebäude 9 – Der Fels in der Brandung
Keine Konzertlocation in Köln liefert seit so vielen Jahren so beständig gute Arbeit wie das Gebäude 9 auf der rechten Rheinseite im Stadtteil Deutz. Das ist nicht etwa meine verschrobene Privatmeinung, sondern zeigt sich jedes Jahr aufs Neue in den Bestenlisten vieler Musikmagazine, in denen das Gebäude 9 immer wieder ganz oben in den Top 10 der beliebtesten Konzertorte in Deutschland zu finden ist.
Die Bausubstanz ist, vorsichtig ausgedrückt, nicht die allerneuste, schließlich handelt es sich hier um eine alte Fabrikhalle innerhalb eines ehemaligen Industrieareals. Diese wurde auch aufgrund der jahrelang schwierigen Mietsituation nie aufwändig renoviert, sondern versprüht immer noch den ursprünglichen Charme echter, wohliger Schäbigkeit. Innerhalb dieser leicht rumpeligen Kulisse wird aber hochprofessionell und sehr besucherfreundlich gearbeitet. Im Vorraum wird man an der Theke schnell und herzlich bedient, es gibt eine Garderobe und die Toiletten sehen zwar etwas abenteuerlich aus, sind aber immer sauber. Im Veranstaltungsraum verrichtet eine ältere aber leistungsfähige PA – aka Beschallungsanlage – brav ihren Dienst und hat schon an so manchen Abenden das Dach zum Beben gebracht. Nicht sprichwörtlich, sondern ganz in echt.
Hier spielen regelmäßig genau die Bands aus dem Independent- Punk-, Hiphop-, Folk- und Avantgardebereich, von denen man ein halbes Jahr später überall hört und liest. Das Gespür von Booker Jan van Weegen ist fast schon ein bisschen unheimlich. Vermutlich ist es aber einfach sehr viel Erfahrung, harte Recherche und die Gabe, nie das Interesse an neuen Künstlern verloren zu haben, was das Programm des Gebäude 9 zum Besten in ganz Köln macht.
Es verwundert daher nicht, dass es 2014, angeführt von der Initiative „Freunde des Gebäude 9“, einen breiten Protest gab, als das Gelände an einen Investor verkauft werden sollte, der damit andere Pläne hatte. Das Unglück konnte zurückgeschlagen werden, machte aber nochmal deutlich, wie wertvoll das Gebäude 9 für diese Stadt ist. Schaut unbedingt vorbei, es gibt für Konzertgänger nichts Besseres als diesen großartigen Ort, umgeben von alten, bröckeligen Mauern in einem Hinterhof in Deutz.
Gebäude 9
Deutz-Mülheimer Str. 127–129, 51063 Köln
www.gebaeude9.de
Tsunami – Der Kleine
Das Tsunami liegt in der Südstadt, in einer Seitenstraße hinter dem Chlodwigplatz versteckt. Man betritt die Location vorbei an immer freundlichem Kassen- und Garderobenpersonal durch einen schlauchartigen Gang und muss im Anschluss noch eine steile Treppe abwärts bewältigen. Beim Tsunami handelt es sich nämlich um einen echten Kellerclub. Hinter einer Tür fällt der Blick zuerst auf eine knallrote Theke, an der man zu sehr korrekten Preisen Getränke bekommt und links davon erstreckt sich dann der ebenfalls rot gestrichene Zuschauerraum. Hier ist alles etwas kleiner, auch die kaum erhöhte Bühne, dadurch ist es aber unheimlich gemütlich und intim. Publikum und Künstler kommen sich hier wirklich nahe. Durch eine Lüftungsanlage kommt kein Kellermuff auf und der Sound bei den Livekonzerten ist meistens sehr in Ordnung.
Neben der freundlichen und unaufgeregten Atmosphäre liegt die Stärke des Tsunamis in der liebevollen und engagierten Programmplanung. Neben den regelmäßig stattfindenden wilden Indie-Partys, kann man hier Bands und Musiker auf der Bühne sehen, die vielleicht nicht riesige Publikumsmengen anziehen, aber deshalb nicht weniger (oder manchmal auch gerade genau deshalb) sehenswert sind. Im Rahmen ihrer Tourneen kommen hier regelmäßig nationale und internationale Größen der Independent- und Undergroundszene vorbei und hinterlassen oftmals einen größeren Eindruck als ihre prominenten Kollegen aus dem Mainstream. Ein Blick in das Monatsprogramm lohnt sich immer und die Eintrittspreise sind äußerst fair.
Spätestens wenn man beim Verlassen des Clubs vom höflichsten Türsteher der Stadt dazu aufgefordert wird, auf der Straße bitte möglichst leise zu sein, ist man dann vollständig überzeugt: Diese kleine Konzertlocation ist in allen Belangen ganz groß!
Tsunami Club
Im Ferkulum 9, 50678 Köln
www.tsunami-club.de
Underground – Der Klassiker
Schon seit den späten 80er Jahren ist das Underground im Stadtteil Ehrenfeld die erste Adresse, wenn man harte, alternative Musik live erleben möchte. Hinter einem mächtigen Eisentor und eingerahmt von Gebäuden – mit grellen Graffitis bemalt – erstreckt sich das weitläufige Areal dieser traditionsreichen Konzertlocation auf dem alten Heliosgelände. Die Atmosphäre ist rau aber herzlich und ein klein wenig erinnert das Underground immer an eine Kulisse aus einem apokalyptischen Endzeitfilm.
Neben der sehr leistungsfähigen PA, die damit für härtere Rock-, Punk und HipHop-Musik bestens geeignet ist und der angenehmen Größe (400 bis 500 Personen), ist der hauseigene Biergarten ein großes Argument für das Underground. Denn hier hat man die Möglichkeit schon vor den Konzerten mit anderen Fans in ungezwungenen Kontakt zu treten oder auch nur still deren Styling zu bewundern und die brodelnde Stimmung zu genießen.
Wer also keine Angst vor Punk, Metal oder Rap hat, fährt nach Ehrenfeld und lässt sich in einem der gleich zwei Konzerträumen des Undergrounds kräftig die Ohren durchpusten. Danach gibt es verschwitzt ein Kölsch vom Fass im Biergarten oder in der integrierten Kneipe mit Kickertischen und sogar einem Flipper. Hier ist im positiven Sinne die Zeit stehen geblieben und es ist zu hoffen, dass es im Underground noch lange so laut weitergeht.
+++ Underground Cologne ist leider geschlossen +++
Underground Cologne
Vogelsanger Str. 200, 50825 Köln
Stadtgarten – Die Schönheit
Der Stadtgarten ist Konzertlocation, Restaurant und Club unter einem großen Dach, verfügt außerdem über eine gemütliche Außengastronomie mit Biergarten und liegt wunderschön an seinem namensgebenden Park. Das Gebäude liegt recht zentral in der Nähe des Hans-Böckler-Platzes an der Venloer Straße und kann bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn schon in den 50er Jahren fanden hier Jazz-Konzerte statt. Mittlerweile sind es über 400 Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Bereichen aktueller Musik im Jahr, wobei auch Jazz und improvisierte Musik hier immer noch zu Hause sind und in Zukunft wieder einen größeren Schwerpunkt im Programm bekommen sollen.
Der Stadtgarten ist ein kleines bisschen schicker als andere Konzertlocations, dabei aber kein bisschen elitär oder ungemütlich. Man hat den Eindruck, als fühlten sich die Künstler, die im großen Veranstaltungssaal vor dem glitzernden Bühnenvorhang stehen, immer ganz besonders wohl und gut betreut. Ein Umstand von dem auch das Publikum profitiert, das sich hier häufig aufmerksamer und offener für das zeigt, was da gerade auf der Bühne passiert als in anderen Läden.
Die abwechslungsreiche wie teilweise hochambitionierte Programmgestaltung in Kombination mit einem stilvollen, herzlichen Ambiente machen den Stadtgarten damit zu einem der – in jeder Beziehung – schönsten Konzertorte in ganz Köln. Auch der Sound kann überzeugen, denn der Veranstaltungsraum ist speziell als Konzertsaal konzipiert worden und wird von absoluten Vollprofis hinter den Reglern beschallt. Völlig zurecht gab es für den Stadtgarten daher 2016 den Spielstättenprogrammpreis APPLAUS.
Für Freunde elektronischer (Live-)Musik befindet sich im Keller des Stadtgarten noch ein kleines Highlight. Der legendäre Club „Studio 672“ prägte mit seinem Programm über Jahrzehnte nachhaltig den speziellen Techno-Sound Kölns, ruht sich aber nicht auf dieser Vergangenheit aus, sondern bietet nun auch einer neuen Generation elektronischer Musiker und DJs eine wichtige Heimat.
Stadtgarten
Venloer Str. 40, 50672 Köln
www.stadtgarten.de
Sehr schade dass unser schönes Blue Shell nicht erwähnt wurde.
Das wurde mittlerweile nachgeholt: https://blog.koelntourismus.de/arts-culture/musik-live-konzert-locations-in-koeln/
Das Blue Shell darf natürlich nicht fehlen!