Frische Positionen und ein paar arrivierte Größen in Köln
Einen Rothko (ein amerikanischer Maler, btw) werde ich mir nicht leisten können. Damit habe ich mich längst abgefunden. Aber das macht den Ehrgeiz ja nur größer, mich mit anderen Dingen zu befassen. Mit unentdeckten Künstlern. Mit subversiven Positionen. Und mit Werken, die vielleicht sogar bezahlbar sind. Die ART.FAIR bietet hierzu Gelegenheit. In meiner Stadt. Vom 27. bis 30. Oktober (Vernissage am 26. Oktober ab 17 Uhr). Und mit mehr als 100 Ausstellern.
Jörg Immendorf, Herzaffe ©Galerie Roy
Eliot, The Super Rainbow Donut
Crail Moansburg, The Idiot Box
Geht es nach dem Anspruch von Kölns jüngster Kunstmesse, wird hier jeder fündig, der an frischen Ausdrucksformen interessiert ist – und nicht so sehr an Namen. Es ist ein Angebot für Einsteiger. Noch wichtiger aber ist, dass Mauern eingerissen werden: Die Helden von Street Art und Urban Culture sind hier genauso willkommen, wie die arrivierten Größen des 20. Jahrhunderts. Genau dieser Ansatz macht die ART.FAIR auch bei ihrer 14. Austragung so anziehend. Obwohl sie mittlerweile in den Deutzer Messehallen angekommen ist, entzieht sie sich weitgehend dem Establishment.
Web: www.art-fair.de
ART.FAIR | Messe für moderne und aktuelle Kunst 2015 ©KO Views
ART.FAIR | Messe für moderne und aktuelle Kunst 2015 ©Achim Hehn
Helden von der Straße
Schon jetzt steht fest: Sobald die Hallen 1 und 2 der Koelnmesse ihre Pforten öffnen, werde ich diskret den Stand der Galerie Kronsbein (C02) umkreisen. Auch wegen der angekündigten Warhols. Schließlich verdanken wir Andy die Bananen, die schon seit Jahrzehnten die Fassaden der Galerien unserer Stadt zieren. Die Musik von Velvet Underground. Und die Pop Art, wie wir sie kennen. Vor allem aber suche ich den Stand auf, weil die Münchner Banksy vertreten, den rätselhaften Briten, der die elitären Kreise der Kunstszene von der Straße aus aufgerollt hat. In meinem persönlichen Ranking steht er ziemlich weit oben.
Banksy – Kate signed (2005) – Galerie Kronsbein
Banksy – Nola, Dark Orange to Orange Rain, AP signed (2008) – Galerie Kronsbein
Die Lokalmatadoren
Als Bewohner dieser Stadt schaue ich natürlich auch vorbei bei den heimischen Galerien. Was Angela Reitz (G17) im Angebot hat, sehe ich normalerweise, wenn ich an den Schaufenstern ihrer Galerie im Rheinauhafen vorbeischlendere. Ich mag die Fotografien von Claude Roegiers, Motive aus China, die der Belgier so verfremdet, dass sie einen verhuschten, ja weltfremden Eindruck machen. Neugierig bin ich auch auf die Galerie Roy (I11) aus dem nahen Zülpich, die große Namen im Portfolio hat. Klar, ich werde Lüpertz, Baselitz und Immendorf nicht ignorieren. Vor allem werde ich mir ansehen, was der große Armin Mueller-Stahl als Künstler zu leisten im Stande ist. Seine handsignierten Siebdrucke, so viel haben meine Vorrecherchen ergeben, könnten so erschwinglich sein, dass ich wir wenigstens einen sentimentalen Blick darauf gestatte.
Claude Roegiers – NY – 2016 – Fotografie, Mischtechnik, Öl auf Leinwand
Jörg Immendorf, Orchesterhauptprobe ©Galerie Roy
Monumentale Installation
Wahre Kunst soll ja bekanntlich nicht den Sinnen schmeicheln, sondern (zumindest ein wenig) aufwühlen. So gesehen bin ich auf die Installation gespannt, die das Atelier von Bernd Reiter aus Hürth ankündigt. Kernbestandteile sind ein ausrangiertes russisches Kampfflugzeug vom Typ MiG-21 und die Wracks amerikanischer Straßenkreuzer. Viel versprechender Titel: Ironie des Schicksals. Das dürfte bei den Synapsen für Verwirrung sorgen.
Blooom: Der Sidekick zur Messe
Stillstand ist tödlich. Auch deshalb hat heute jede Kunstmesse, die etwas auf sich hält, wenigstens einen Ableger. In Köln ist das die Blooom mit drei „o“. Das signalisiert ein extralanges Aufblühen, überschreitet aber nicht nur orthografisch die Konventionen. Die 22 Aussteller (ebenfalls in den Hallen der Koelnmesse) stellen die Gewohnheiten des Kunstbetriebs auf ihre Weise in Frage. Ich freue mich auf Eliot The Super (BL-C06), der eng mit der Street Art und dem urbanen Underground verbunden ist. Nicht weniger Spektakel verspricht „De Galerie“ aus dem niederländischen Den Haag (BL-A03). Zu deren Protagonisten zählt unter anderem Crail Moansburg, der in seinen Werken seine persönliche Vergangenheit als Manager eines Strip-Clubs verarbeitet.
Web: www.blooom.de und supereliot.de
Eliot, The Super Rainbow Soup
ART.FAIR | Messe für moderne und zeitgenössische Kunst 2015 © Achim Hehn
ART.FAIR | Messe für moderne und aktuelle Kunst 2015, Sonderausstellung des BLOOOM Award by WARSTEINER © Achim Hehn
Crail Moansburg, Home For Keeps
Fußnote: Auf zum nächsten Fest
Bei allem Tatendrang aber werde ich zusehen, dass ich meine Aktivitäten auf der ART.FAIR bis zum Messe-Samstag beendet habe. Dann wartet schließlich das nächste Kunst-Event: die Kölner Museumsnacht.
Tickets zur Vernissage kosten 30 Euro, an den anderen Tagen beträgt der Eintritt 16 Euro.
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