Alle zwei Jahre im September finden zwei Großereignisse in Köln statt, die Fotografiebegeisterte aus aller Welt in die Domstadt locken: die Messe photokina und das Fotografiefestival der Internationalen Photoszene Köln. Inhaltlich sind die beiden Veranstaltungen dabei keine Konkurrenten, sondern ergänzen sich ganz selbstverständlich: Während auf der photokina seit der Gründung 1950 die gesamte Spannweite der neuesten fototechnischen Entwicklungen vorgestellt werden, liefert das Photoszene-Festival seit 1984 ein umfangreiches Ausstellungsprogramm verteilt über die gesamte Stadt. Damit gehört das Photoszene-Festival zu den ältesten Fotografiefestivals der Welt.
Das Besondere: Jeder, der eine Fotoausstellung macht, kann sich als Teilnehmer anmelden. Dadurch wird eine sehr große Bandbreite geboten, die von den großen Kunstmuseen wie dem Museum Ludwig, dem Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) und der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur über international agierende Galerien wie die Galerie Karsten Greve, die In Focus Galerie oder Delmes & Zander bis hin zu kleinen Off- und Projekträumen reicht. Und das meiste bei freiem Eintritt.
In diesem Jahr gibt es allerdings zwei wichtige Veränderungen: Erstmals eröffnet das Photoszene-Festival bereits am Wochenende vor der photokina und dehnt damit den Hauptveranstaltungszeitraum von sechs auf zehn Tage aus. Im Event-Monat September wollen die Verantwortlichen damit für eine Entzerrung sorgen. Das ist allerdings auch nötig, denn im Vergleich zum Photoszene-Festival 2014 ist die Zahl der Ausstellungen noch einmal um rund 30 Prozent gestiegen: Insgesamt 110 Ausstellungen werden in diesem Jahr zu sehen sein.
Die zweite Veränderung betrifft den Inhalt: Erstmals bietet das Photoszene-Festival nicht nur die Plattform für die unterschiedlichsten Ausstellungen, sondern hat zudem mit Katja Stuke und Oliver Sieber zwei externe Künstler beauftragt, einen eigenen Ausstellungsparcour zu kuratieren. Das Thema, das sie dafür gewählt haben, könnte aktueller kaum sein: „Innere Sicherheit / The State I Am In“. Mit insgesamt 18 fotografischen Positionen internationaler Fotografen zeigen sie ihre visuelle Reaktion auf eine zunehmend unsichere und instabile Welt. Dabei geht es sowohl um den politisch geprägten Begriff aus der Bonner Republik als auch um gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen.
So beschäftigt sich beispielsweise das Duo Beate Geissler und Oliver Sann mit dem Thema des anonymen und entmenschlichten Hochfrequenzhandels und der Zensur. Luisa Whitton hat menschenähnliche Roboter in Japan und der Kölner Allan Gretzki die zurückgelassenen Gegenstände der Opfer der Loveparade-Katastrophe in Duisburg fotografiert. Ebenfalls ein Sammler ist Jason Lazarus: Mit seinem Projekt „Too Hard To Keep“ archiviert der Amerikaner Fotografien, die Menschen ihm zuschicken, weil sie ihren Anblick und Besitz nicht länger ertragen können, die Bilder aber auch nicht einfach wegwerfen wollen.
Eine Besonderheit des Festivals ist zudem die Plakatierung von mehreren Dutzend Litfaßsäulen, den sogenannten Kunstsäulen, im gesamten Stadtgebiet. Der Künstler Simon Menner wird Ganzkörperporträts von Männern in unterschiedlichen Kleidungsstücken zeigen: Die Bilder stammen aus dem Stasi-Archiv und zeigen Agenten bei einem Verkleidungsseminar. Die geheime großflächige Überwachung der Bürger eines gesamten Landes wird somit subtil und zugleich im wahrsten Sinne des Wortes plakativ in den öffentlichen Raum gebracht. Und die Agenten werden an eine Art Pranger gestellt.
Bereits einen Monat vor dem eigentlichen Festival lädt das Team der Photoszene am 19. August übrigens zum Umtrunk in die Kunsträume der Michael-Horbach-Stiftung ein und stellt dabei das Festivalprogramm und die dritte Ausgabe des kostenlosen Magazins „L. Fritz“ vor. Das Datum ist übrigens mit Bedacht gewählt: Am 19. August 1839 wurde die Daguerreotypie in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt, der Tag gilt seitdem als „Geburtstag der Fotografie“.
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