Wo ist der neue Damien Hirst? Und wer hat das Zeug zum nächsten Jeff Koons? Ich kann es kaum erwarten, bis solche Fragen wieder Stadtgespräch Nummer eins sind. Darauf nämlich ist Verlass, wenn vom 14. bis 17. April die Art Cologne in den Deutzer Messehallen gastiert. Ich freue mich auf kapriziöse Menschen aus aller Welt, die das Stadtbild für eine Woche bereichern und deren Kunden kaum kalkulierbare Summen für Kunstwerke von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart hinblättern. Ich hoffe auf Exponate, die mich zum Staunen verleiten, zum Nachdenken inspirieren oder einfach zum Lachen bringen. Besondere Aufmerksamkeit widme ich dabei den vermeintlich simplen Werken, die Besucher zu der unvermeidlichen aber kaum realistischen Diagnose verleiten: „Das hätte ich auch gekonnt“.
Art Cologne, 50. Internationaler Kunstmarkt
Koelnmesse, Messeplatz 1, Halle 11, 241 Aussteller
Vernissage: Mittwoch, 13. April (16–20 Uhr)
Art Cologne: Donnerstag, 14. April bis Sonntag, 17. April (10–19, So bis 18 Uhr)
Tagesticket: 25 Euro
Art Cologne 2016 © Wieteke Heldens, Borzo Gallery Amsterdam
Runder Geburtstag
In diesem Jahr geht es nicht nur um Werke, Märkte und mutmaßlich heiße Namen, denn die Mutter aller Kunstmessen feiert einen runden Geburtstag: Die Art Cologne wird 50 – ein Grund für alle Galeristen und Besucher, noch ein bisschen nervöser als sonst zu sein. Begonnen hat alles 1967 im Gürzenich, als die heutige Art Cologne noch als Kölner Kunstmarkt firmierte. Bald folgte der Umzug in die Deutzer Rheinhallen. Dem Aufstieg der Messe schienen zunächst keine Grenzen gesetzt. Doch spätestens in den Nuller-Jahren konnte sich mit der Art Basel und der Frieze Art Fair (London) mächtige Konkurrenz etablieren. Nach der Verlegung vom Herbst ins Frühjahr fand die Messe unter Direktor Daniel Hug zu alter Stärke zurück.
www.artcologne.de
Luftansicht Koelnmesse © Koelnmesse
Kölner Favoriten
Der Erfolg der Art Cologne spiegelt sich im Stadtbild wider. Mit dieser Gewissheit bin ich in Köln groß geworden. Zur Bestätigung brauchte ich nur einen Blick in jene Gebäude zu werfen, deren Fassaden verlässlich mit einer Banane verziert waren. Mit diesem Symbol hat der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel schon in den 80er Jahren sämtliche Galerien versehen – und nebenbei einen Kniefall vor Andy Warhol hingelegt. Nachdem die Sogwirkung Berlins zwischenzeitlich beängstigend war, floriert Kölns Galerienlandschaft mittlerweile wieder. Auf der Messe werden ich daher mit offenen Augen die Stände von Boisserée (eine Institution mit großen Namen), Christian Lethert (frische Künstler) und Thomas Zander (anspruchsvolle Fotografie) besuchen.
www.koelngalerien.de
Der Kölner Galerist Christian Lethert vor einem Werk von Rana Begum © Galerie Christian Lethert
Andy Warhol, “The new spirit (Donald Duck)” aus dem Portfolio “ADS” mit 10 Farbsiebdrucken, Farbsiebdruck 1985, Foto: Galerie Boisserée
In der Peripherie
Bei aller berechtigten Zuneigung zur Art Cologne gewähre ich der Messe kein Meinungsmonopol. Mit anderen Worten: Ich freue mich auf zwei (deutlich kleinere) Parallelveranstaltungen in Kölns coolsten Off-Locations. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld stellen unter dem Titel „Far Off“ erstmalig knapp 20 Galerien und Kunsträume bezahlbare Avantgarde aus. Einen ähnlichen Anspruch erhebt die „Kölner Liste“, die im Mülheimer Carlswerk zum dritten Mal mehr als 70 Aussteller unter einem Dach vereint.
Güterbahnhof Ehrenfeld, Vogelsanger Straße 231
Do 14. April–So 17. April, Do 20–23 Uhr, Fr, Sa 16–23 Uhr, So 15–20 Uhr
Eintritt 5–10 Euro
www.faroff.de
Carlswerk, Schanzenstr. 6–20
Do 14. April–So 17. April, Do 18–22 Uhr, Fr, Sa 11–21 Uhr, So 11–18 Uhr
Eintritt 13 Euro
Kölner Liste ©Katerina Belkina
Wenn ich noch Energie übrig habe…
Als Institution in der Stadt schuldet der Kölnische Kunstverein seinem Selbstverständnis, anlässlich der Art Cologne für Aufsehen zu sorgen. Dieses Vorhaben dürfte mit Hilfe des gebürtigen Abchasiers Andro Wekua gelingen, dessen vielseitiges Oeuvre spannende Stimmungsbilder verspricht. Am späten Abend bitten die Organisatoren von „Far Off“ im benachbarten Kellerclub „Jack Who“ auf den Dancefloor. Los geht es am Freitag und Samstag jeweils um Mitternacht. Nach einem kilometerreichen Messetag ist Erschöpfung garantiert.
Andro Wekua ©Andro Wekua, Photo: Till Janz
Schreibe einen Kommentar