Köln ist zweifelsohne eine Fotostadt. Der Fotograf August Sander, einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts, hat hier gewirkt – ebenso Chargesheimer und L. Fritz Gruber. Die photokina als weltweit größte Fotografiemesse ist hier zu Hause. Und natürlich zeigen und sammeln zahlreiche Museen, Galerien und Ausstellungsräume Fotografien. Ich stelle euch an dieser Stelle die vier wichtigsten Institutionen für Fotografie in Köln vor. In einem zweiten Teil widme ich mich zu einem späteren Zeitpunkt den Galerien und Off-Räumen.
Museum Ludwig
Das Museum Ludwig besitzt mit etwa 70.000 Werken eine der größten und wichtigsten Fotografie-Sammlungen in Europa. Grundstock war der Ankauf der Sammlung L. Fritz Gruber im Jahr 1976, die ständig ergänzt wurde. Werke von Andreas Gursky, Thomas Ruff, Wolfgang Tillmans und Sherrie Levine gehören genauso dazu wie Vintage-Abzüge von Henri Cartier-Bresson, Edward Steichen, Alexander Rodtschenko, Alfred Stieglitz und Edward Muybridge. Bislang wurden diese Schätze allerdings nur selten gezeigt – doch das ändert sich nun.
Unbekannter Fotograf: Tätowierter Mann (hikkyaku), Japan, um 1880
Chargesheimer: „Nord-Süd-Fahrt mit WDR-Gebäude“, aus „Köln 5 Uhr 30“, 1970. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln © Museum Ludwig, Köln
Chargesheimer: „Nord-Süd-Fahrt mit WDR-Gebäude“, aus „Köln 5 Uhr 30“, 1970. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln © Museum Ludwig, Köln
Mit dem gerade eröffneten Fotoraum innerhalb der ständigen Sammlung will Kuratorin Miriam Halwani diese Sammlung in Ausschnitten und fortlaufend sichtbar machen. Die erste Präsentation ist Henri Cartier-Bresson und Heinz Held gewidmet. Ab dem 1. September 2017 geht es anlässlich des 100. Geburtstages von Heinrich Böll um den Schriftsteller und sein persönliches Verhältnis zum Medium Fotografie.
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
www.museum-ludwig.de | www.facebook.com/MuseumLudwigKoeln
Unbekannter Fotograf: Tätowierter Mann (hikkyaku), Japan, um 1880
Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur
Die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur beschäftigt sich vor allem mit der sachlich-dokumentarischen Fotografie als künstlerisches Ausdrucksmittel. Der Ankauf des August Sander-Archivs mit 5.500 Originalabzügen und rund 11.000 Originalnegativen im November 1992 legte den Grundstein für die Photographische Sammlung und dient seitdem quasi als Keimzelle für weitere Ideenentwicklungen.
August Sander: Jungbauern, 1914. © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2017.
Karl Blossfeldt: Sambucus racemosa, Traubenholunder Blütenknospe. Courtesy: Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln/Langfristige Leihgabe der Universität der Künste Berlin, Universitätsarchiv – Sammlung Karl Blossfeldt.
Bernd und Hilla Becher: Zeche Hannover, Doppelstrebengerüst, Schacht 5, Kopfansicht, Bochum-Hordel, Ruhrgebiet, D, 1973/74. © Estate Bernd & Hilla Becher, 2017.
August Sander: Konditor, 1928. © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2017.
Zwei bis drei Ausstellungen auf insgesamt 450 Quadratmetern zeigt die Photographische Sammlung pro Jahr, die nächste widmet sich seit dem 6. April 2017 dem Werk von Emil Otto Hoppé. Zeitgleich werden unter dem Titel „Industrie als Motiv“ Arbeiten aus der eigenen Sammlung, u. a. von Bernd und Hilla Becher, Albert Renger-Patsch, August Sander, Joachim Brohm und Ruth Hallensleben präsentiert. Bemerkenswert ist auch die umfangreiche Fotografie-Bibliothek mit 7.200 Bänden, die nach Terminabsprache besucht werden kann.
Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7, 50670 Köln
www.sk-kultur.de | www.facebook.com/SKStiftungKultur
Blick in die Ausstellung “HANS EIJKELBOOM. Photographische Konzepte, 1970 bis heute”, 04.11.2016-19.03.2017. © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln 2017 ; Photo: Benjamin Hoetter.
Forum für Fotografie
2002 wurde das Forum für Fotografie vom Sammler Norbert Moos gegründet und zeigt seit dem auf fast 200 Quadratmetern fünf bis sechs Ausstellungen im Jahr, wobei der Schwerpunkt auf der künstlerisch–konzeptuellen Fotografie liegt.
Hans-Christian Schink: „Ōtsuchi, Iwate Prefecture“, aus der Serie „Tōhoku“ © Hans-Christian Schink.
Laurence Aëgerter, aus der Serie „Photographic Treatment ©“ © Laurence Aëgerter.
Nadav Kander: “Chongqing II, Chongqing Municipality”, aus der Serie „Yangtze“, 2006 © Nadav Kander.
Das spätere Magnum-Mitglied Antoine D’Agata hatte hier seine erste und vielbeachtete Ausstellung in Deutschland, aber auch Will McBride, Christer Strömholm, Nadav Kander und Peter Bialobrzeski haben hier ausgestellt. Unregelmäßig finden auch Workshops und Vorträge zur künstlerischen Fotografie statt. Die unmittelbare Nähe zur Galerie von Thomas Zander macht einen Besuch zusätzlich lohnenswert.
Forum für Fotografie
Schönhauser Str. 8, 50968 Köln
www.forum-fotografie.info
Michael Wolf, aus der Serie „Tokyo Compression“ © Michael Wolf.
Kunsträume der Michael Horbach Stiftung
Auf 900 Quadratmetern zeigt Stifter Michael Horbach in seinen Kunsträumen im ehemaligen Galerie- und Atelierkomplex von Monika Sprüht und Rosemarie Trockel regelmäßig Fotografie-Ausstellungen. Sein Fokus liegt vor allem auf sozialkritische Themen, die den Menschen und seine Lebensbedingungen in den Mittelpunkt stellen, häufig also Reportagefotografie und Dokumentationen.
Sinawi Medine, aus der Ausstellung „Menschen auf der Flucht“, 2016.
Raúl Cañibano: „Apagón“, Havana, Kuba, 2005.
Pep Bonet: „One Goal“ aus der Serie „Faith in Chaos“, Sierra Leone, Freetown, August 2007 © Pep Bonet/NOOR/laif.
Zudem unterstützt er besonders Künstler aus Lateinamerika und Kuba. Den Star-Fotografen Sebastião Salgado hat er genauso gezeigt wie die weniger bekannten Flor Garduño, Raul Cañibano und Pep Bonet. Darüber hinaus vergibt Horbach alle zwei Jahre einen mit 10.000 Euro dotierten Fotopreis und unterstützt Nachwuchsfotografen mit einem Stipendium.
Kunsträume der Michael Horbach Stiftung
Wormser Str. 23, 50677 Köln
www.michael-horbach-stiftung.de | www.facebook.com/horbach.kunstraeume.koeln
Ansicht der Kunsträume der Michael Horbach Stiftung, Foto: Thomas Karsten
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