In Köln trinkt man Kölsch aus Flöten. Das lernt jeder Besucher quasi am ersten Tag. Aber was isst man eigentlich in der Domstadt? Unsere Autorin Julia Floß stellt fünf echt kölsche Klassiker vor und wo man sie bekommt.
Himmel un’ Ääd im Hellers
Im Rheinland isst man gerne süß-sauer beziehungsweise süß-salzig. Das wohl berühmteste Kölner Gericht “Himmel un’ Ääd” ist der beste Beweis dafür. Übersetzt heißt das Himmel und Erde. Das süße Apfelmus steht für den Himmel, die zerstampften Kartoffeln für die Erde. Frittierte oder karamellisierte Zwiebeln dürfen auf dem Teller nicht fehlen, aber der Hauptdarsteller ist eindeutig die Blutwurst. Die sogenannte Flönz gehört zu Köln wie der Dom. Angebraten wird sie außen knusprig und innen schön weich. Am besten schmeckt Himmel un’ Ääd, wenn man von jeder Komponente ein Stückchen auf der Gabel hat und dazu ein kaltes Kölsch genießt, zum Beispiel im „Hellers Brauhaus“.
Das Hellers gehört zu den jüngeren Brauhäusern Kölns und ist nicht nur für sein hervorragendes Bier bekannt. Der ganzjährig geöffnete grüne Wintergarten, im Herzen des hübsch-rustikalen Brauhauses, ist ein ganz besonderer Ort und perfekt für eine deftige Portion „Himmel un‘ Ääd“.
HELLERS Brauhaus
Roonstraße 33, 50674 Köln
Web: www.hellers.koeln | www.facebook.com/hellerskoeln
Halve Hahn im Johann Schäfer
Der Halve Hahn ist unumstritten das Gericht mit der größten Verwirrungsquote. Die Köbesse der Stadt und die Historiker sind sich uneins, woher der Name stammt. Kurze Erklärung: „Halve Hahn“ ist Kölsch für „halbes Hähnchen“, serviert wird allerdings ein Roggenbrötchen mit Käse, Senf und Zwiebeln. Gerüchten zur Folge geht der Gag zurück auf einen Spaßvogel namens Wilhelm Vierkötter, der mit dem Köbes das Verwirrspiel für eine Party abgesprochen hatte und anstelle von Grillhähnchen Käsebrote servieren ließ. Das Wortspiel von 1877 hat sich bis zum heutigen Tag gehalten und das Röggelchen mit Gouda, Senf und Zwiebeln steht in Köln auf jeder Brauhauskarte.
Das „Johann Schäfer“ ist das jüngste und modernste Brauhaus der Stadt und serviert seine eigene Interpretation des urkölschen Klassikers: 18 Monate alter Gouda mit Biersenf, Paprikaaufstrich, Essigzwiebeln, Endivie und selbstgebackenem Roggenbrot. Der perfekte Snack zum Kölsch.
Johann Schäfer
Elsaßstraße 6, 50677 Köln
Web: www.johann-schaefer.de | www.facebook.com/johannschaeferbrauhaus
Rheinischer Sauerbraten im Max Stark
Ganz klassisch und urrheinisch wird der Sauerbraten aus Pferdefleisch zubereitet. In Köln gab es früher viele Pferdemetzger, heute sind es weniger als eine Handvoll – ein aussterbendes Handwerk. Dementsprechend wird der Braten heute meistens aus Rindfleisch hergestellt. Auch der Sauerbraten ist ein gutes Beispiel für den süßen Gaumen der Rheinländer. Der Braten wird mehrere Tage säuerlich eingelegt und nach dem Schmoren mit süßen Komponenten wie Rübenkraut, Apfelkraut, Printen oder sogar Lebkuchen abgeschmeckt. Typische Beilagen sind Kartoffelklöße, Rotkohl und Apfelmus. Ein deftiges Wintergericht, welches viele Rheinländer aus ihrer Kindheit, von ihren Großmüttern, kennen.
Das „Max Stark“ ist eins der hübschesten Wirtshäuser Kölns und serviert klassische, rheinische Küche. Haxe, Flönz, Matjes – alles was das Kölsche Herz begehrt. Der Sauerbraten kommt hier sogar vom Pferd. Ein „Must-Try“ für alle Köln-Besucher.
Max Stark
Unter Kahlenhausen 47, 50668 Köln
Web: www.max-stark.de
Rievkooche im Haus Scholzen
Kartoffelpuffer oder Reibekuchen werden in ganz Deutschland gerne gegessen und sie haben gefühlt in jedem Landkreis eine andere Bezeichnung. In Köln nennt man sie „Rievkooche“ und sie sind ein beliebter Snack. Die Herstellung der gebratenen Kartoffelplätzchen ist mit einigem Aufwand verbunden, deshalb bieten viele Wirtshäuser sie nur tageweise an. Im Traditionshaus „Schreckenskammer“ ist zum Beispiel mittwochs Reibekuchen-Tag. Berühmt ist auch „Reibekuchen Heinz“. Jeden Dienstag bilden sich lange Schlangen vor seinem Marktstand am Sudermanplatz. Selbstverständlich gibt‘ s im Rheinland eine süße Komponente zum „Rievkooche“. Ohne Apfelmus werden hier keine Kartoffelplätzchen serviert. Weitere Beilagen sind Rübenkraut und Schwarzbrot. Im „Haus Scholzen“ in Ehrenfeld steht der Reibekuchen täglich auf der Karte. Ganz besonders zu empfehlen ist die Variante mit Flönz (Kölner Blutwurst) und Röstzwiebeln oder die mit Tatar.
Haus Scholzen
Venloer Straße 236, 50823 Köln
Web: www.haus-scholzen.de
Weitere Adressen für Reibekuchen:
Schreckenskammer
Ursulagartenstraße 11-15, 50668 Köln
Web: www.schreckenskammer.com | www.facebook.com/Brauhaus-Zur-Schreckenskammer-157952054232538
Reibekuchen Heinz
Sudermannplatz, 50670 Köln
Web: www.reibekuchen-heinz.de
Hämmchen im Haus Töller
Das Hämmchen mit „suure Kappes“, übersetzt die Haxe mit Sauerkraut, ist in Köln so beliebt, dass sie sogar besungen wird. Manchmal wird das Hämmchen als „Kölner Schinken“ bezeichnet, da es sich um ein Stück der Schweinekeule handelt. Die Haxe wird klassisch gepökelt und gekocht. Dieses deftige Gericht ist in vielen Regionen Deutschlands beliebt und hört entsprechend auf viele Namen. In Süddeutschland ist es die Haxe, in Berlin das Eisbein. Das Kölner Hämmchen wird immer mit Sauerkraut und Kartoffelpüree serviert und ist immer eine riesige Portion. Typisch deftige Brauhausküche eben. Das „Haus Töller“ gehört zu den populärsten Wirtshäusern der Stadt und ist besonders bekannt für sein Hämmchen. Sollte im „Haus Töller“ kein Platz mehr frei sein, könnt ihr es einfach gegenüber im „Haus Fischenich“ versuchen.
Haus Töller
Weyerstraße 96, 50676 Köln
Web: www.haus-toeller.de | www.facebook.com/haustoeller
Schreibe einen Kommentar