Craft-Bier ist in aller Munde. Man könnte fast glauben, dass es für den zeitgemäßen Großstadtmenschen von heute zum guten Ton gehört, sein eigenes Bier zu brauen. Doch bei aller verständlichen Begeisterung für den Trend darf man nicht vergessen, dass es sich dabei lediglich um eine Rückbesinnung auf alte Tugenden handelt: Vor dem Siegeszug des industriell hergestellten Gerstensaftes hatte jede Stadt Dutzende kleiner Produktionsstätten, die als Hausbrauereien firmierten. Das galt insbesondere auch für die traditionelle Bierstadt Köln. Eine von ihnen hat die Jahrzehnte der Bierindustrialisierung überdauert. Ihr Kölsch darf denn auch als Mutter aller heimischen Craft-Biere gesehen werden. In der Liste meiner Lieblingsmikrobrauereien steht es denn auch ganz oben.
Päffgen-Kölsch
Der Blick auf die Braukessel im Hof ist unverstellt. Die Einrichtung des Brauhauses ist so rustikal wie der Umgangston. Das Bier wird mit vollendeter Schaumkrone im eigens gestalteten Glas gezapft. Und der würzige Gerstensaft besitzt eine unverwechselbare Aromapalette. Klingt wie ein Businessplan für den erfolgreichen Hipster? Ist es aber nicht. Viel mehr handelt es sich um eine treffliche Beschreibung meiner Lieblingsbrauerei. Diese befindet sich in der Friesenstraße, wo das Päffgen-Kölsch bis heute hergestellt wird. Seit 1883 begeistert das Bier mit den ausgeprägten Malznoten seine Fans. Ein Ergebnis großer Handwerkskunst. Dabei gilt die Maxime „willst du gelten, mach dich selten“. Päffgen-Kölsch nämlich wird ausschließlich in ausgewählten Brauhäusern ausgeschenkt und nicht in Flaschen abgefüllt. Das ginge zu Lasten des Geschmacks. Kleine Fußnote: Auch die Bratwurst mit süßem Senf ist ein Genuss.
Wo: Friesenstraße 64-66, 50670 Köln
Wann: täglich 10–24 Uhr, Sa/So bis 0.30 Uhr
Web: www.paeffgen-koelsch.de und www.facebook.com/brauerei.paeffgen
Brauerei Heller
Der Braukessel steht im Haus. Das Lokal ist gemütlich. Die Zutaten stammen aus biologischem Anbau. Die Produktionsmenge ist überschaubar. Und die Palette an Gerstensäften ist breit. Mit all diesen Eigenschaften entspricht das Brauhaus Heller dem Idealbild einer zeitgenössischen Craft-Bier-Manufaktur. Und doch ist die Geschichte auch hier anders gelagert, denn in der Roonstraße wird der Hype unserer Zeit in wechselndem Gewand schon seit gut vier Jahrzehnten vorgelebt. Zum Selbstverständnis des rheinischen Braumeisters gehört auch die Herstellung eines schmackhaften Altbiers. Mir persönlich aber schmeckt das Kölsch dennoch besser. Unbedingt probieren sollte man auch das »Wiess«, ein hefetrübes Kölsch, das in ungefiltertem Zustand in ein Weizenglas abgefüllt wird.
Wo: Roonstraße 33, 50674 Köln
Wann: täglich ab 17 Uhr
Web: www.hellers-brauhaus.de und www.facebook.com/hellerskoeln
Braustelle
Ehrenfeld ist die Heimat der Trendsetter. Diese weithin unumstrittene Behauptung findet in der Braustelle Bestätigung: An der Venloer Straße wird die neue Bierkultur geradezu zelebriert. Im Lokal sind die Zutaten für den Gerstensaft dekorativ ausgestellt. Aus dem Zapfhahn kommen kühne Kreationen wie der »Pink Panther« (ein Ale mit Hibiskusblüten) oder das »White Brandy« (ein Weizen, das im Brandyfass reift).
Natürlich fließt auch ein Kölsch aus dem Zapfhahn, das hier in Anlehnung an die Ehrenfelder Elektrotechnikpioniere den schönen Namen »Helios« trägt. Connaisseure finden auf der Bierkarte auch Spezialitäten anderer Mikrobrauereien. Kurzum: Es lohnt sich immer, zum Auftanken in der Braustelle vorbeizuschauen.
Wo: Christianstraße 2, 50825 Köln
Wann: Mo–Sa 18–1 Uhr,
Web: www.braustelle.com und www.facebook.com/Braustelle-109408049121682
Malzmühle
Das Traditionsbrauhaus hat sich an eine Bierkreation gewagt, die auch in der erfindungsreichen Craft-Bier-Szene ein Kuriosum ist: das »Von Mühlen« ist ein auf Champagnerbasis hergestelltes Edelbier, das im rustikalen Brauhaus am Heumarkt aus den charakteristischen Sekt-Flöten serviert wird. Nebenan betreibt die Malzmühle mit dem »HÖHNERStall« ein hippes Lokal, auf dessen Karte sich zahlreiche leckere Produkte aus Mikrobrauereien befinden. Die Dekoration – der Name deutet es bereits an – besteht aus Ausstellungsstücken, die vier Jahrzehnte Bandgeschichte der Höhner dokumentieren. Schon jetzt ein Klassiker. Davon abgesehen gehört das hauseigene Kölsch zu meinen Favoriten. Wie es sich für ein echtes Craft-Beer gehört, wird es vor Ort hergestellt.
Wo: Heumarkt 6, 50667 Köln
Wann: täglich ab 11.30 Uhr,
Web: www.muehlenkoelsch.de und www.facebook.com/Mühlen-Kölsch-116345190010
A very well written report on the fine culture of the small breweries. Reminds me of the days when I was a Fremdenführer for the Verkehrsamt in 1966 and later. I guided foreign groups (und sogar deutsche Gruppen!) to many of these Brauhäuser. There are so many merry groups which come back to memory.
Ein frohes Neues Jahr und mit der Überzeugung, dass Köln ein besonders Magnet ist.
(Herr) Rajendra Pathak