Es ist recht einfach, für viel Geld eine vorzügliche Mahlzeit zu bekommen. Mit einem kleinen Budget ist das schon schwieriger. Als Autor von Reise- und Gastroführern teste ich besonders gerne jene Art von Restaurants, wo ich für 20 Euro exzellent speisen kann. In Köln ist das Angebot in dieser Kategorie ziemlich toll. Hier stelle ich euch fünf meiner Favoriten vor.
Lu Vietnamese Cuisine
Meine absolute Nummer eins, wenn ich Hunger habe und ohne Stuhllehne auskomme. Die feste Speisekarte ist recht winzig, aber darauf stehen ein paar Klassiker der vietnamesischen Küche. Die vorzüglichen Sommerrollen etwa, die mit frischen Kräutern, Lachs und Reisnudeln gefüllt sind und die in Begleitung einer würzigen Erdnusssauce kommen. Obwohl das Gelbe Curry mit Cashew-Nüssen beständig gut ist, sind die Gerichte von der Tageskarte die bessere Wahl. Pho geht immer: Die Vietnamesen essen die Suppe bereits zum Frühstück, womit sie völlig recht haben, denn auf Basis einer kräftigen Brühe lenkt das Nationalgericht jeden Tag in die richtige Richtung. Auch das Gemüse mit Tofu und Tamarinden-Sauce mit Duftreis ist vorzüglich. Dazu schmeckt am besten der hausgemachte Ingwer-Zitronengras-Tee. Eine gesunde, nahrhafte und ausgesprochen schmackhafte Mahlzeit für rund 16 Euro, die immer frisch ist und in aller Regel vom gut organisierten Personal schnell serviert wird.
Lu
Hohenstaufenring 21
50674 Köln
Web: www.lokal-lu.de | www.facebook.com/luvietnamesecuisine/
Délibon
Französische Küche ist teuer. Oder? Nun, zumindest im äußersten Westen des Landes nicht. Genau hier aber bedient sich das Délibon, das mit bretonischem Streetfood begonnen hat und diese Küche nun in einem recht reduziert eingerichteten Restaurant am Sudermanplatz kultiviert. Spezialität sind natürlich die Galettes, herzhafte Crêpes aus Buchweizenmehl, die zum Beispiel mit Blauschimmelkäse und Birne hervorragend schmecken. Mit 7,50 Euro belasten sie das Budget kaum, sodass auch noch eine Portion Jahrgangssardinen oder Rilettes als Vorspeise drin sind. Nun ist die Bretagne keine Weinregion, doch die süffigen Tropfen aus der Tourraine (Loire-Tal) sind eine stimmige Wahl. Ein schöner kulinarischer Abstecher – der mir noch besser gefallen würde, wenn das Licht ein wenig gedimmt und der Service ein bisschen wacher wäre.
+++ Délibon ist leider geschlossen +++
Toscanini
Jeder liebt Pizza. Darum ist die Frage nach dem besten Teigfladen der Stadt von allgemeinem Interesse. Um den Ehrentitel konkurrieren Hipster-Lokale, wo die Pizza aus dem exakt temperierten Ofen mit einem Belag aus Bio-Mozzarella kommt und diverse Craft-Biere zur Auswahl stehen, mit routinierten Handwerkern aus Italien. Die beste Pizza der Stadt zu küren, ist aber nicht Aufgabe dieser Geschichte. Dafür aber kenne ich die mutmaßlich größte. Sie wird im Toscanini serviert, stammt aus dem Steinofen und schmeckt mir besonders gut, wenn die Hauptzutat des Belags kalabresische Salami ist. Eigentlich verbietet ihre Größe die Bestellung einer Vorspeise, allerdings ist auch das Vitello Tonnato toll – und weil das Personal keinen Stress macht, wenn die Gäste beide Gerichte teilen, ist das eine gute Alternative. Für eine Pizza, eine Vorspeise und einen halben Liter Hauswein ist man mit rund 30 Euro dabei. Bis zur Schallgrenze wäre also noch Platz für einen Espresso.
Ristorante Toscanini
Jakobstraße 22
50678 Köln
Web: www.toscanini.restaurant | www.facebook.com/toscaninikoeln/
Tapeo & Co.
Die deutsche Interpretation der spanischen Küche finde ich fast durchweg enttäuschend. Das Tapeo war diesbezüglich schon eine Ausnahme, als das Lokal noch in Lindenthal ansässig war. Mittlerweile ist das Ehepaar Isabelle und Shahin Tariverdi an einen der schönsten Plätze der Stadt umgezogen: den Jean-Claude-Letist-Platz in der Lindenstraße, wo sie ihre Gäste nun mit saisonal wechselnden Tapas erfreuen. Diese weichen zu einem guten Anteil von der sonst in Stein gemeißelt scheinenden Speisekarte des Spaniers ab: Geschmortes Rindfleisch in Rioja-Zwiebelsauce, überbackener Grünkohl mit Chorizo oder eine vegetarische Auberginen-Lasagne sind mal etwas anderes. Dazu gibt’s immer wieder neue Interpretationen des Nationalgetränks Sangria, z.B. als „Negra“ mit einem Schuss Palo de Mallorca oder als „Zero“ ohne Alkohol. Drei Tapas für Preise um die fünf Euro genügen völlig, um den Hunger stillen. Kein Wunder, dass es auch während der Woche nicht einfach ist, einen Tisch zu bekommen.
Tapeo & Co.
Lindenstraße 38
50674 Köln
Web: www.tapeoundco.de | www.facebook.com/Tapeoundco/
Al Salam
Dieser Favorit läuft ein bisschen außer Konkurrenz, weil einige Gerichte das Budget sprengen würden. Meine Lieblingsspeise allerdings kostet exakt 12 Euro: der Palästinensische Reisschmortopf mit Gemüse. Der ist nicht nur formidabel gewürzt, sondern auch sehr nahrhaft. Trotzdem aber bestelle ich mir vorab gerne den Teller mit den sieben Mezze, den man gut und gerne zu zwei oder zu dritt teilen kann. Falafel, Dips und kleine Salate. Köstlich! Auch sonst ist das Restaurant am Hohenstaufenring ein Glücksfall: Das Personal ist zuvorkommend, die Drinks sind vorzüglich und das Interieur wirkt wie aus Tausend und einer Nacht. Ein Musterbeispiel für arabische Gastfreundlichkeit.
Al Salam,
Hohenstaufenring 22
50674 Köln
Web: www.al-salam.de | www.facebook.com/alsalam.de/
Den Vietnamesen Lu kann ich echt empfehlen: Super Frisch und abwechslungsreich!