Bunt bemalte Bretterhäuschen, Designer-Kiosk, Ecklädchen oder zusammengelötete Schiffscontainer – die Büdchen von Köln könnten unterschiedlicher kaum sein! Etwa 550 dieser kleinen Verkaufsgeschäfte prägen teils seit vielen Jahrzehnten die Veedel in Köln. Doch die Existenz der Büdchen ist gefährdet durch immer längere Öffnungszeiten der Supermärkte oder das immer reichhaltigere Angebot der Tankstellenshops. Viele Büdchen-Besitzer können da schlicht nicht mithalten.
Ich habe drei sehens-, liebens- und erlebenswerte Büdchen für euch besucht.
1. ‘Die letzte Hoffnung’ in Rondorf
Die 24jährige Hatice betreibt mit ihrer Familie das Büdchen ‘Die letzte Hoffnung’ in Rondorf. Ein verrückter Name, der aber schnell Sinn ergibt, sobald kurz vor dem Frühstück am Sonntagmorgen wieder einmal das Nutella Glas leer oder die Milch aus ist. Letzte Hoffnung: Büdchen! Das Büdchen der Familie Sezer erstrahlt seit der WM 2006 in den Farben der Deutschlandflagge, eine Idee ihres Vaters, die im beschaulichen Rondorf wahnsinnig gut ankam und einen spürbaren Marketingeffekt hatte, noch bevor Deutschland überhaupt Weltmeister wurde. Nach wenigen Minuten im Büdchen fühlt es sich an, als würde ich Hatice schon ewig kennen. Sie drückt mir gleich einen heißen Kaffee in die Hand und während wir uns unterhalten, beobachte ich wie Kunden ein und ausgehen, sie sich nach dem verletzten Bein einer älteren Dame erkundigt und sich eine der Büdchen-Katzen genüsslich in einer Kiste räkelt. Ich spüre, wie Hatices gute Laune sich blitzschnell auf mich überträgt.
Adresse: Rondorfer Hauptstraße 14, 50997 Köln
2. Pico Coffee im Agnesviertel
Pico Coffee ist als eines der ältesten und sicherlich meistfotografierten Büdchen eine echte Institution im Agnesviertel und der Mittelpunkt dieses schönen Veedels. Im Sommer spielen hier die Kinder auf dem Platz während die Eltern sich einen Kaffee oder ein Bierchen gönnen. Das Büdchen hat sich sehr gut auf die Bedürfnisse der Bewohner eingestellt und verkauft neben den üblichen Kiosk-Produkten auch sehr leckere, frisch zubereitete Crêpes. Ich probiere einen Thunfisch-Crêpe während immer mehr Familien mit Kindern vorbeikommen und ihren Spaziergang mit Kinderwagen und Fahrrädern unterbrechen, um hier eine Kaffeepause einzulegen. Eine tolle Atmosphäre, auch an grauen Tagen!
Adresse: Neusser Platz, 50670 Köln
3. Büdchen am Nikolausplatz
Ein Büdchen, das schon vieles miterlebt hat und an vielen Tagen im Jahr so aussieht, als hätte es für immer geschlossen. An lauen Sommerabenden aber, so heißt es, erwacht es wieder zum Leben. Tommy Engel, bekannt geworden als Frontmann der Bläck Fööss, verbrachte seine Kindheit gegenüber des kleinen Kiosks in seinem Elternhaus an der Lotharstraße. So lässt sich vermuten, dass dieses Büdchen am Nikolausplatz Inspiration war für einige der wohl schönsten kölschen Lieder.
Adresse: Nikolausplatz, 50937 Köln
Wer tiefer in die Kölner Büdchen-Kultur eintauchen möchte: Der Kölner Hobby Fotograf Stefan Matthiessen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Charme der schönsten Kölner Büdchen einzufangen und 2014 das Fotoprojekt ‘Am Büdchen‘ gestartet. Etwa 90 Büdchen hat er bereits fotografiert und mit ausgewählten Bildern im Jahr 2015 sogar den ersten Büdchen-Kalender herausgebracht.
Interessanter Beitrag!