Wein steht in Köln ja traditionell eher im Schatten der ausgeprägten Kölschkultur. Aber jetzt gibt es nicht nur neue besondere Weine in Köln, sondern demnächst auch Wein aus Köln.
Denn hier entsteht gerade die IMI Winery als erste urbane Weinkellerei Deutschlands. Die Macher dahinter sind der junge Winzer Jonathan und seine Frau Svenja sowie Freund und Kompagnon Kai. Die Philosophie: An einem Ort mitten in der Stadt Wein zu verarbeiten, in der angeschlossenen Vinothek Verkostungen und Verkauf anzubieten und dabei dem Kunden zu ermöglichen, dem Winzer bei der Arbeit zuzusehen. Sie möchten Transparenz schaffen und die Menschen mit einbeziehen. Im Supermarkt lese man nur das Etikett und wisse nichts über den Wein, den man trinkt, sagt Svenja. Hier lerne man die Menschen kennen, die dahinter stehen.
Doch wie ist die Idee entstanden?
Jon ist als Kind mit seinen Eltern – der Vater war selbst Winzer – von der Pfalz nach Amerika ausgewandert. Dort hat er später die Profession seines Vaters erlernt und in Weingütern an der Ostküste und in Kalifornien gearbeitet (aber auch in Frankreich und China). Im Sunshine State hat der erfahrene Jungwinzer an einem Urban Vine Projekt in San Francisco mitgewirkt. Ähnliche Projekte gibt es in New York, Vancouver oder Melbourne, erzählt Jon. Ich frage ihn, warum er Köln als Stadt für sein Vorhaben ausgesucht hat und nicht Berlin. Weil Köln eine gute Stadt für ein solches Projekt sei, sagt er. In Berlin wäre die Idee sicher auch gut angekommen, aber hier rechne er mit Langfristigkeit, weil die Menschen in Köln mit Passion und Herzblut dabei seien.
Jons Familienweingut befindet sich in Maikammer in der Pfalz. 1999 hat er dort mit seinem Vater die ersten Weinberge auf drei Hektar angesetzt. Auf sechs bis acht Hektar will er noch ausbauen. Weitere Trauben kauft er von befreundeten Weingütern dazu und komponiert so seine hervorragenden Weine. Aber zu groß möchten sie nicht werden, die Qualität soll nicht leiden. Apropos Qualität, die sieben hochwertigen Weine der IMI Winery sind handgelesen und fast alle biozertifiziert. Während Jon über die Weine und den nachhaltigen Anbau erzählt, merke ich, der Mann weiß, was er tut, und liebt seine Arbeit: langfristig denken, im Sinne der Natur, minimale Eingriffe, Terroir, Begrünung statt Pestizide, natürliche Hefe, spontan durchgegoren.
Die Idee zu dem mutigen Projekt entstand übrigens vor Jahren beim gemeinsamen Grillen. Jon fragte sich, wie man wohl mit dem Beruf Winzer in die Stadt gehen könne. Nach einigen weiteren Gesprächen hat Kai die Idee der „urban winery“ dann im Rahmen seiner Abschlussarbeit in einen Businessplan gegossen und 2015 ist das Ganze beim NUK Businessplan-Wettbewerb mit dem 3. Platz belohnt worden. Für die besondere „Verpackung“ der Weine ist die gelernte Mediengestalterin Svenja verantwortlich: Die Etiketten der schönen Flaschen zeigen Street Art von Kölner Wänden.
Die drei haben ihr festes Domizil mit ihrem Laden und ihrer Produktionshalle in Ehrenfeld bezogen, aber mittlerweile noch ein zweites Geschäft im Agnesviertel eröffnet. Dort bieten sie Verkauf und regelmäßige Weinproben mit Käse, Schokolade und anderen Köstlichkeiten an. Und das persönliche Gespräch. Außerdem findet ihr die 13 besten Weine der IMI Winery in ihrem Online-Shop und bei ausgewählten Restaurants und Fachgeschäften in Köln.
Da die Menschen der Stadt maximal in die Herstellung des Weins einbezogen werden sollen, planen Jon, Svenja und Kai demnächst, Kölner mit zur Weinlese in die Pfalz zu nehmen. Eine super Idee, ich bin dabei!
IMI Winery
Körnerstraße 20
50823 Köln
www.imi-winery.de, www.facebook.com/imi.winery
Schreibe einen Kommentar