Himmel un Ääd meets French Toast
Kölns kulinarische Vielfalt ist enorm. In der Spitzengastronomie allerdings haben über lange Jahre hinweg eine Handvoll etablierter Lokale den Ton angegeben. Dies hat sich zuletzt gründlich geändert: Neue Restaurants junger Köche wurden mit Michelin-Sternen dekoriert. Sie haben die Genusskultur neu definiert, die Landschaft aufgemischt und ganz nebenbei die etablierten Kräfte zu neuen Höchstleistungen getrieben. Im Nachgang der ersten Austragung der Fine Food Days Cologne stellt Food-Blogger Ralf Johnen seine Lieblingslokale vor.
maiBeck
Spitzenküche in der Altstadt? Diese Nachricht sorgte 2013 für einiges Aufsehen. Als Jan Cornelius Maier und Tobias Becker bald darauf einen Michelin-Stern erhielten, war ein neuartiger Restauranttyp endgültig in Köln angekommen: Unkomplizierte Gourmetküche, die auf Top-Produkte, hohe Handwerkskunst und vom Einkauf bis zum Wein auf viel Sachverstand setzt. Um Berührungsängsten vorzubeugen, kommt sie ohne gestärkte Tischdecken und steife Etikette aus. Die Gerichte auf der Karte sind als selbstbewusste Interpretation der neudeutschen Küche zu verstehen, wobei nach Möglichkeit die Produzenten und die geographische Herkunft ausgewiesen sind – so, wie es der kritische Esser von heute mag. Zu diesem modernen Gourmetverständnis gehört auch, dass viele vegetarische Gerichte auf den Teller kommen. Kleine Kostprobe: »Ziegenfrischkäse warm & kalt | Aprikose | Monschauer Mohn-Senf | Romana-Herz«. So hat sich das maiBeck eine Fan-Gemeinde aufgebaut, die weit über die Grenzen Kölns hinausgeht.
maiBeck
Am Frankenturm 5, 50677 Köln
Web: www.maibeck.de
Ox & Klee
Vom Sous-Chef eines Kölner Brauhauses über das Souterrain eines Gründerzeithauses im Belgischen Viertel bis in ein glamouröses Kranhaus im Rheinauhafen. Diese bemerkenswerte Karriere hat Daniel Gottschlich innerhalb weniger Jahre hingelegt. In diesem Jahr dann der vorläufige Höhepunkt, als der gebürtige Troisdorfer seinen zweiten Michelin-Stern erhielt. Die Belohnung für den Mut, ein eigenes Konzept auf höchstem Niveau umzusetzen. »Experience Taste« nennt Gottschlich einen Parforceritt, der mit Hilfe eines wechselnden Menüs mit wahlweise fünf bis acht Gängen alle sechs Geschmackssinne des Menschen gezielt anspricht. Die Kreationen sind verbal nur sparsam beschrieben (»Cervena-Hirsch: Rücken- und Beinscheibe, Sichuan, Wilder Broccoli, Brombeere«). Doch die Gerichte spielen geradezu mit kleinen Geschmacksexplosionen, die von interessanten Texturen begleitet und dank gekonnter Komposition auch farblich auf dem Teller wie Kunstwerke daherkommen. Weniger aufs Budget schlägt ein Besuch des im Erdgeschoss untergebrachten Zweitrestaurants Bayleaf, das als kulinarische Bar kleine Speisen in Kombination mit Cocktails anbietet.
Ox & Klee
Im Zollhafen 18, Kranhaus 1 (Mittleres Kranhaus), 50678 Köln
Web: www.oxundklee.de | www.facebook.com/OxundKlee
NeoBiota
»Brunch ist tot«. Mit diesem Slogan hat das Team vom NeoBiota 2018 erstmalig Schlagzeilen gemacht. Nur wenige Monate später heißt es nun: »Ein Stern. Keine Spießer«. Beide Aussagen stehen für den unorthodoxen Stil dieses Restaurants, das in recht versteckter Lage binnen kurzer Zeit maximale Aufmerksamkeit erzeugt hat. Am Herd stehen mit Sonja Baumann und Erik Scheffler zwei noch junge Küchenchefs, die zuvor dem Gut Lärchenhof in Pulheim einen Stern beschert haben. In Köln haben sie sich zum Ziel gesetzt, einerseits das beste Frühstückslokal der ganzen Stadt zu werden, um abends neugierige Foodies mit Kabinettstückchen auf höchstem Niveau zu beglücken. Beides gelingt mit Kreationen wie »Himmel un Ääd meets French Toast« oder »Wassermelone, Jakobsmuschel und Magnolie« vorzüglich. Einen Dresscode wollen die Chefs um jeden Preis vermeiden. Dafür erschallt Hardrock aus den Boxen. Und natürlich sind alle Gerichte hochgradig Instagram-tauglich. Gourmetküche für Millennials also.
NeoBiota
Ehrenstraße 43c (Ecke Große & Kleine Brinkgasse), 50672 Köln
Web: www.restaurant-neobiota.de | www.facebook.com/neobiotarestaurant
Taku
Das Lokal im Souterrain von Kölns vornehmstem Hotel besitzt eine elegante Aura mit asiatischen Einflüssen. In dieser erhabenen Umgebung hat Chefkoch Mirko Gaul eine Fusion-Küche voller Überraschungen entwickelt, zu der auch die Neuinterpretation bodenständiger Zutaten aus der Heimat gehört. Ein Beispiel: »Kopfsalat | gegrilltes Salatherz mit Erdnuss, Limette & Koriander-Crème«. Mit Gerichten dieser Art wird das Menü »Chef’s Choice« zu einem kulinarischen Abenteuerparcours, der dem Guide Michelin schon seit Jahren einen Stern wert ist. Spezialität des Hauses ist die Peking-Ente, deren Historie Mirko Gaul ebenso studiert hat, wie die aus Japan stammende Zeremonie zur Zubereitung des Macha-Tees. Wer sich langsam an diese Art hoher Kochkunst herantasten möchte, kann um die Ecke im »Poké Makai« eine Kostprobe nehmen, wo von Gaul zusammengestellte Bowls nach hawaiianischer Art serviert werden.
Taku im Hotel Excelsior Ernst
Trankgasse 1-5, 50667 Köln
Web: www.excelsiorhotelernst.com/kulinarik/taku/ | www.facebook.com/restauranttaku
Le Moissonnier
Seit über 30 Jahren Kölns beständigste Adresse für Feinschmecker. Mit diesem beeindruckenden Lebenslauf und zwei Michelin-Sternen hat sich das Lokal von Liliane und Vincent Moissonnier schon jetzt einen Ehrenplatz in der Kölner Stadtgeschichte gesichert. In der Küche zaubert Eric Menchon überwältigend detailfreudige Gerichte, die sich an Klassikern der französischen Küche orientieren, ohne der eigenen Phantasie Grenzen aufzulegen. Die lebendige Atmosphäre eines Pariser Bistrots, makelloser Service und die handverlesene Weinauswahl machen den Besuch jedes Mal aufs Neue zu einem Hochgenuss. Das Attribut der »alten Schule« wird auf diese Weise zum Kompliment. Allerdings beinhaltet es auch, dass das Fotografieren der Gerichte unerwünscht ist.
Le Moissonnier
Krefelder Strasse 25, 50670 Köln
Web: www.lemoissonnier.de | www.facebook.com/Le-Moissonnier-335430173203573
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