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Kölsche Sprache |Header, Köbesse, ©FRÜH Gastronomie

Dat is Kölsch – Die kölsche Sprache

Schon mal von Fisternöll oder Fisimatentche gehört? Und was bitte ist ein Föttchesföhler? Auch virtuose Benutzer der deutschen Sprache dürften bei diesen Vokabeln nur Bahnhof verstehen. Der Grund ist recht einfach: In Köln wird nicht Deutsch, sondern Kölsch gesprochen. Zu einem guten Teil zumindest – und das seit hunderten von Jahren. Manch Außenstehender neigt hierdurch zu dem voreiligen Schluss, es handele sich um einen sehr ausgeprägten Dialekt mit liebenswerten Details. Dies aber lassen nicht alle Lokalpatrioten gelten. Sie erwidern entrüstet, dass Kölsch keineswegs eine Mundart, sondern eine eigenständige und noch dazu sehr lebendige Sprache sei, die von 250.000 bis 750.000 Menschen gesprochen werde.

Kölsche Sprache | Rheinhaufen, ©Tobias Kruse
© Tobias Kruse
Dom und Hohenzollerbrücke bei Dämmerung, ©www.badurina.de
© www.badurina.de

Die Meinungen über die Einordnung des Kölschen mögen auseinander gehen. Tatsache jedoch ist, dass es eine „Akademie för uns kölsche Sproch“ gibt, die 1983 von der Stiftung SK Kultur ins Leben gerufen wurde. Antrieb für die Gründung war seinerzeit unter anderem die Befürchtung, dass eine der „ausgeprägtesten, kernigsten und bildreichsten Regionalsprachen“ über kurz oder lang aussterben könnte. Dabei ist der Begriff der Regionalsprache mit Bedacht gewählt, „weil das Kölsche gegenüber anderen Dialekten und Mundarten durch eine gewisse Standardisierung erlernbar“ sei. Ihre gesammelten Erkenntnisse hat die Akademie mittlerweile schriftlich festgehalten, publiziert und der Allgemeinheit auf ihrer Webseite zur Verfügung gestellt.

Doch keine Angst: Wer des Deutschen mächtig ist, benötigt in Köln losgelöst von allen Diskussionen keinen Dolmetscher. Schließlich beschränkt sich kein Einheimischer im Dialog mit Besuchern nur auf seine eigene Sproch. Darüber hinaus ist auch der mundartverbundenste Kölner des Hochdeutschen so weit mächtig, dass er die eingangs aufgelisteten Begriffe als außereheliches Verhältnis, unnötige Anstellerei sowie als Po-Grabscher zu übersetzen weiß.

Kölsche Sprache | Tünnes und Schäl, ©Jens Korte
© Jens Korte
Kölsche Sprache | Köbesse, ©FRÜH Gastronomie
© FRÜH Gastronomie

Die Anfänge der Regionalsprache gehen auf die Rheinfranken zurück, die im 4. und 5. Jh. n. Chr. die Römer aus dem Rheinland verdrängt und Köln zu ihrer Residenzstadt gemacht haben. Das auch als Ripuarier bekannte Volk verständigte sich mit Hilfe einer Sprache, die neben dem Alt- und Mittelhochdeutschen auch eigenständige Elemente enthielt. Gemeinsam waren sie das Fundament für die regionale Ausprägung von Vokabular, Aussprache und Grammatik. Dieses wurde in Köln als bedeutender europäischer Handelsmetropole über Jahrhunderte hinweg um weitere Einflüsse bereichert. Dabei hat vor allem die von 1794 bis 1810 währende Besatzung durch die Franzosen ihre Spuren hinterlassen. Trottoir (Bürgersteig), Parraplü (Regenschirm) und Mostert (Senf) sind klangvolle Beispiele für die frankophone Vergangenheit, die auf den Straßen der Stadt auch heute noch häufig zu hören sind.

Der markante Wortschatz gilt neben der erlernbaren Standardisierung als weiteres Argument für die Eigenständigkeit des Kölschen. Zu dessen charakteristischsten Merkmalen gehört auch die sogenannte rheinische Verlaufsform, die in Formulierungen wie „ich bin am Arbeiten“ zum Ausdruck kommt. Grammatikpuristen halten das für problematisch, weil die Verknüpfung einer Präposition mit einem substantivierten Infinitiv im Hochdeutschen nicht vorgesehen ist. Englischlehrer hingegen zeigen sich dankbar, weil ihnen das Rheinische dabei hilft, Schülern die Progressive-Formen („I am drinking“) nahezubringen. Typisch ist zudem der konsequente Verzicht auf einen Casus, der auch andernorts zunehmend an Beliebtheit einbüßt: den Genitiv. So schwadroniert der Kölner lieber vom „Fründ sing Broder“, anstatt über den „Bruder des Freundes“ zu berichten.

Kölsche Sprache | HELLERS Brauhaus, ©Jennifer Braun
© Jennifer Braun
Kölsche Sprache | Brauhaus, ©Dieter Jacobi
© Dieter Jacobi

Ungeachtet der Klassifizierung sind die Domstädter mit ihrer Mundart natürlich im deutschen Sprachraum nicht allein. Auch die Bayern, Wiener oder Berliner pflegen ihren Dialekt auf ähnliche Weise mit einigem Stolz. In Köln bürgen dabei neben der erwähnten Akademie auch andere Institutionen für den Fortbestand. Das wohl bekannteste Aushängeschild ist das Hänneschen-Theater in der Altstadt, das einen ganzen Fundus fiktiver kölscher Originale am Leben hält. Auch die Volksbühne am Rudolfplatz hat sich der Bewahrung des verbalen Brauchtums verschrieben. Letztlich aber gehört es sogar in jedem Brauhaus zur Folklore, das kölsche Grundgesetz auszuhängen.

In Anlehnung an die Zehn Gebote sind in dem Papier elf Paragraphen festgehalten, die das Leben in der 2000 Jahre alten Stadt am Rhein definieren. An zweiter Stelle etwa finden sich die unscheinbaren Worte „Et kütt, wie et kütt“ (Es kommt, wie es kommt), die sich bis weit über die Grenzen der Stadt zu einem kölschen Lebensmotto aufgeschwungen haben. Der Spruch bringt Optimismus und Unbekümmertheit der lokalen Bevölkerung ähnlich gut auf den Punkt, wie die Behauptung „Et hätt noch immer jot jejangen“ (Es ist noch immer gut gegangen). Doch die rheinische Eloquenz beschränkt sich nicht auf das Grundgesetz. So bezieht sich das Bonmot „Küss de hück nit, küss de morje“ (Kommst du heute nicht, kommst du morgen) auf die mitunter fragwürdige Zeitplanung des Kölners. Von ähnlicher Gelassenheit zeugt das Sprichwort „Bis dohin läuf noch vill Wasser de Rhing eraf“ (Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter).

Kölsche Sprache | Chressdachsfredde em Bösch, ©Hänneschen-Theater
© Hänneschen-Theater
Kölsche Sprache | Volksbühne am Rudolfplatz Saal, ©Ekkehard Florin
© Ekkehard Florin
Kölsche Sprache | Kölsches Grundgesetz, ©Georg Wohlrab
© Georg Wohlrab

Der Fundus an Sprüchen ist also nicht nur aussagekräftig, sondern bisweilen verräterisch. Dennoch bleibt das auffälligste Lebenselixier der kölschen Sprache die Musik. So gibt es im gesamten deutschen Sprachraum weder eine Stadt noch eine Region, die auf einen vergleichbar umfassenden Liederkanon zurückgreifen kann. Dabei singt man die Kompositionen von Bläck Fööss, Brings, Kasalla und Konsorten keineswegs nur zwischen Nippes und Rodenkirchen. Nein, auch in Hamburger Seemannskaschemmen und bei Après-Ski-Partys auf Tiroler Almen wird mittlerweile zu „Kölsche Tön“ geschunkelt. Auch gehen die Bands im ganzen Land auf Tour.

Die Playlist übrigens wächst Jahr für Jahr. Neben dem Karneval zeichnet hierfür auch der noch recht junge Wettbewerb „Loss mer Singe“ verantwortlich. In den Texten werden nicht selten die Vorzüge Kölns und seiner Bewohner thematisiert. Eine bessere Existenzberechtigung für eine Regionalsprache ist kaum vorstellbar – und vom Aussterben ist die kölsche Sproch schon lange nicht mehr bedroht.

Kölsche Sprache | Kölner Karneval Spielzug
Kölsche Sprache | Kölner Karneval, ©Dieter Jacobi
© Dieter Jacobi

SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn
Im Mediapark 7, 50670 Köln

www.koelsch-akademie.de
www.facebook.com/AkademieFoerUnsKoelscheSproch
www.koelsch-woerterbuch.de
www.haenneschen.de
www.volksbuehne-rudolfplatz.de/theater

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Ralf Johnen
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