Joggen und Sightseeing
Die Strecke am Rhein drängt sich für Besucher wie Einheimische zum Joggen geradezu auf. Doch auf dem Kölner Stadtgebiet existieren neben herrlichen Parks auch einige Grünkorridore, die sich vorzüglich zum Laufen eignen. Unser Autor Ralf Johnen stellt die schönsten Strecken vor.
Von den Kanälen in den Stadtwald
Meine persönliche Lieblingsstrecke beginnt an der viel befahrenen Inneren Kanalstraße, von der ich mich nicht schnell genug entfernen kann. Dabei behilflich ist der Clarenbachkanal, der schnurgerade in Richtung Westen führt. Gesäumt von mächtigen Kastanien ist das Gewässer die Heimat viel bestaunter Schwäne. Mancher phantasievolle Mensch hat im Angesicht der einzigen Brücke auch schon einen Vergleich mit Venedig heraufbeschworen. Am Ende des Kanals wartet die von Gottfried Böhm entworfene Kirche Sankt Christi Auferstehung, doch das skulpturale Gotteshaus würdigen wir nur eines kurzen Blickes, um erst nach links und dann nach rechts abzubiegen. Hier sorgt der Rautenstrauchkanal beim Ortsunkundigen für noch größeres Staunen, denn das innerstädtische Idyll wird beidseitig von einem großzügigen Weg begleitet, was ihn zu einer der begehrtesten Wohnlage Kölns macht. Nach der Überquerung der Äußeren Kanalstraße (Vorsicht Straßenbahn!) ist der Stadtwald erreicht, den ich gegen den Uhrzeigersinn auf einem 3 km langen Rundkurs durchquere, wobei es am Scheitelpunkt sogar einen kleinen Anstieg gibt. Eine herrliche Strecke, wo ich an ausgesuchten Sommerabenden schon einen Uhu gehört habe. Vorbei am Kahnweiher führt der Kurs zurück zu den Kanälen und von hier aus zum Ausgangspunkt.
Start: Danteweg/Clarenbachstraße, Länge etwa 6,2 km. Strecke auf Google Maps.
Vom Stadtgarten auf den höchsten Gipfel
Der Stadtgarten als Ausgangspunkt für eine Joggingstrecke? Das ist keineswegs nur dann attraktiv, wenn du beim Training gerne Publikum hast. Am Westende des schönen Parks nämlich führt ein Pfad auf eine leichte Anhöhe. Vorbei an Schrebergärten geht es noch ein Stückchen weiter nach oben. Bald blickst du auf den Mediapark mit dem 148 m hohen KölnTurm aus dem Atelier von Jean Nouvel. Auf dessen grüner Rückseite machen wir eine Schleife über die von Müßiggängern bevölkerten Wiesen, ehe wir zu der markanten Brücke zurückkehren, die über die Bahngleise führt. Dahinter wartet mit dem Herkulesberg die höchste Erhebung des Kölner Stadtgebiets. Der auf Trümmern aus dem Zweiten Weltkrieg errichtete Hügel überragt seine direkte Umgebung um immerhin 25 m und ist somit ein ordentlicher Wadenbeißer. Oben angekommen, biege ich nach rechts ab, wo es bergab zu den hintersten Ausläufern des Inneren Grüngürtels geht. Von hier aus nehme ich die flache Route zur Subbelrather Straße, um nun ein zweites Mal den Herkulesberg zu erklimmen und durch den Stadtgarten zum Ausgangspunkt zu gelangen. Eine wunderbar vielseitige Strecke, die nicht zu lang ist.
Start: Stadtgarten, Eingang neben dem Biergarten, Länge: 4,6 km. Strecke auf Google Maps.
Klassiker am Rhein: Brückenrunde
Diese Strecke ist kein Geheimtipp. Dafür ist sie touristisch hochwertig und leicht variierbar, denn zwischen Mülheim und Rodenkirchen überqueren sieben Brücken den Rhein. Ich konzentriere mich auf den Stadtkern, wo ich zu Füßen von Dom und Museum Ludwig in den Rundkurs einsteige. Vorbei an den bunten Giebelhäusern des Fischmarkts und den vielen Schiffsanlegern geht es in Richtung Deutzer Brücke und weiter bis zum Malakoffturm an der Einfahrt zum Rheinauhafen, wo ich über die alte Drehbrücke zum Zollhafen gelange. Es grüßen nacheinander Schokoladenmuseum, das Deutsche Sportmuseum, die spektakulären Kranbauten und die ehemaligen Speicherbauten, die als »Siebengebirge« firmieren. Bald wartet mit der Südbrücke eine reine Eisenbahnbrücke, die wir unter Genuss des herrlichen Panoramas nutzen, um nach Deutz zu gelangen. Nun geht es mit Blick auf Fluss, Stadtsilhouette und Dom zurück in Richtung Norden. Herrlich! Abermals über eine Drehbrücke führt der Weg vorbei am Deutzer Hafen zur Hohenzollernbrücke – Insta-Story nicht vergessen! Dort nehmen wir die Treppenstufen auf der Südseite, um zum Ausgangspunkt zu gelangen.
Start: Überall am Rhein, Länge 7 km. Strecke auf Google Maps.
XL-Runde durchs Kölner Grün
Der Aachener Weiher bietet sich als Ausgangspunkt für die längste Strecke an, denn die einzige nichtgrüne Passage dieser Strecke liegt auf diese Weise bereits am Anfang hinter uns. Los geht quer durch den Hiroshima-Nagasaki-Park, der auf der Südseite der Bachemer Straße in eine prächtige Platanenallee übergeht. An deren Ende laufe ich über die Luxemburger Straße in den Eifeler Wall, dem einzigen bewohnten Stück Stadt entlang der Strecke. Dieses bringt mich auf die Rückseite des Volksgartens, durch den ich eine kleine Schleife laufe, um auf der anderen Seite nach rechts zum Vorgebirgspark abzubiegen. Der lang gezogene Park führt zwischen Zollstock und Raderberg hindurch in Richtung Militärgürtel, bei dessen Überquerung eine bucklige Brücke behilflich ist. Dahinter biege ich nach rechts ab, um durch den Äußeren Grüngürtel vorbei am Kalscheurer Weiher bis zur Straße Eifeltor zu laufen. Dort begleite ich für gut 500 Meter den Militärring, um hinter dem Bahntunnel erneut in den Grüngürtel abzubiegen. Hinter der Luxemburger Straße geht es zum nächsten Idyll, dem Decksteiner Weiher. Die Bachemer Landstraße und die S-Bahnlinie nach Frechen lasse ich hinter mir, um Kurs auf eine weitere Buckelbrücke zu nehmen, die mich in den Stadtwald bringt. Von hier gelange ich auf dem in Strecke 2 beschriebenen Weg zurück zum Ausgangspunkt.
Start: Aachener Weiher, Länge: 17,3 km. Strecke auf Google Maps.
Rund um den Decksteiner Weiher
Ein Muss nicht nur für Fußball-Fans: Diese Runde beginnt am Trainingsgelänge des »Effzeh«. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zu dem künstlichen Gewässer, das Ende der 1920er Jahre unter der Ägide von Altoberbürgermeister Konrad Adenauer angelegt wurde. Ich laufe zum Südende des Sees, wo ich mit gebührender Bewunderung zu den Kraftsportlern blicke, die hier ein Open-Air-Fitnessstudio nutzen. Weiter geht es durch mehrere Rechts-Links-Kombinationen in Richtung einer herrlichen Allee, die fast bis zum Nordufer des Weihers reicht. Zwei Rechtskurven führen zum Haus am See, das bei den Kölnern auch nach all den Jahren als Ausflugsziel noch hoch im Kurs steht. Nach zwei weiteren Rechtsknicken gelange ich wieder zum langgereckten See, auf dem nicht selten Ruderer die Blicke auf sich ziehen. Bald kommt die lange Gerade in Sicht, die zurück zum Trainingsgelände des Fußballvereins führt. Eine schöne Runde zu jeder Jahreszeit, die natürlich unendlich wiederholbar ist. Unterwegs gilt es lediglich die Gleueler Straße zu queren – und das natürlich zwei Mal pro Runde.
Start: Trainingsgelände Franz-Kremer-Allee, Länge 5,6 km. Strecke auf Google Maps.
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